Wildnis als gemaltes Postulat
(Pfaffenhofen, rt)
Fridhelm Klein war 35 Jahre Professor für Experimentelles Spiel und Medien an der Akademie der Bildenden Künste in München. Zu seinen Schülern zählte auch Wolfgang Jung, der heute Kunstpädagoge am Pfaffenhofener Schyren-Gymnasium ist. Seinen guten Kontakt zu seinem ehemaligen Hochschullehrer nutzte er und lud Klein ein, einen Malworkshop in der Kreisstadt zu geben.
Vor 20 Schülerinnen, die das sogenannte Additum gewählt haben, also in Kunst das schriftliche Abitur ablegen wollen, demonstrierte er die abenteuerlichen Möglichkeiten der Aquarellmalerei im Kunstraum des Gymnasiums. Unter dem Arbeitstitel „Verwilderungen und die Blütezeit. Mit Wasserfarben und Gießkanne durchs Hopfenland“ drehte sich dort alles um den Wildwuchs im Garten.
„Bilder, die ich male, sind nicht eingeübt, sie entstehen spontan“, erläuterte der Kunstprofessor vor den Gymnasiastinnen. Das Zerstören beim Malen sei gleichzeitig ein Aufbauen. Einen „hygienischen“ Garten wolle er nicht. Je verwilderter, desto besser. Wildkräuter sollten dort keimen und Insekten, Vögeln und anderen Tieren ein Refugium bieten. „Verwilderungen als ein Begriff aus einer bestimmten Ordnung heraus, das Chaotische zu suchen. Chaos als Antibegriff zu Ordnung“, schreibt Klein in seinem Reader, den er extra für die Studentinnen angefertigt hat. Verwilderung als Thema deute auf den bewussten Umgang mit dem Außerordentlichen hin. Das Wasser übernehme die Rolle des Auflösens fester Formengebilde. Es unterstütze im Prozess der Malerei die Phantasie.
Klein setzt dies, wie er erläutert, in Nass-in-Nass-Technik à la Nolde um. Also eine Maltechnik, bei der unterschiedliche Farbschichten neben- oder auch übereinandergesetzt werden, ohne dass der Maler das Abtrocknen der vorherigen Farbschicht abwartet. Dies ermöglicht je nach Verdünnungsgrad und Farbenart ein feines Verreiben und andrerseits starke Verläufe der Farben ineinander. Emil Nolde, führender Maler des Expressionismus, entdeckte diese Technik als künstlerisches Gestaltungsmittel für sich, aber auch schon sehr viel früher verwendete sie Peter Paul Rubens.
„Das Malen und die Verwilderung werden eins zugunsten neuer Ideen“, fasst Klein den Workshop schließlich zusammen.
Am 8. und 9. April ist er emeritierte Professor in Mainburg bei der Hallertauer Frühjahrs-Malakademie im Sudhaus des Ziegler-Bräu und beschäftigt sich dort künstlerisch rund um das Thema Wetter. Anmeldungen dazu sind beim Kastner Verlag unter der Rufnummer 08442 / 9253-0 möglich.
Klein, geboren 1938 in Berlin, bestreitet Ausstellungen und Vorträge im In- und Ausland, ist Gastdozent an verschiedenen Hochschulen, gibt Workshops und Seminare. Von 1989 bis 1999 arbeitete er an der „Besucherschule“ der ART Frankfurt. Schwerpunkt der eigenen künstlerischen Arbeit ist der Umgang mit Natur, Kunst und Kommunikation. Klein lebt und arbeitet in München und auf Kreta. Die Hallertauer Akademie betreut er seit 2007.
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