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Wenn Politik zur Nebensache wird

(Wolnzach, hr)

Anton Westner leitete sichtlich getroffen vom schweren Unfall von Landrat Martin Wolf die Kreistagssitzung

Haushaltsdiskussionen sind immer eine Möglichkeit, um mit der Politik der Amtsträger ins Gericht zu gehen. Gerne wird dabei zur Generalabrechnung ausgeholt. Auch im Kreistag ist das bekanntermaßen kaum anders. Dieses Mal jedoch blieben die geschriebenen Reden in der Tasche. Aufgrund des schweren Unfalls und des kritischen Gesundheitszustands von Landrat Martin Wolf verzichteten alle Parteien auf eine Diskussion des Zahlenwerks, das in diesem Augenblick ohnehin fast schon unbedeutend schien.

„Sie haben es alle den Medien entnommen, unser Landrat hatte gestern einen schweren Motorradunfall“, mit diesen Worten eröffnete Anton Westner sichtlich berührt und geschockt den Kreistag. Wie hallertau.info berichtete, war Wolf gestern in einen Verkehrsunfall bei Neuherberg verwickelt. Dabei zog sich der Amtsinhaber laut den Aussagen seines Stellvertreters gravierende Verletzungen zu. Ein Schock, nicht nur für die vielen Mitarbeiter des Landratsamtes, sondern auch für alle Kommunalpolitiker. „Mich hat die Nachricht gestern Nachmittag erreicht“, so Westner, der über die Folgen des tragischen Unfalls tief bestürzt war. „Unsere Gedanken und Wünsche sind in diesem Augenblick bei Martin Wolf und seiner Familie.“

So wie Westner ging es an diesem Tag vielen. Geschockt, sprachlos, erschüttert und sichtlich berührt zeigten sich viele Kreisräte, ob der doch schockierenden Nachricht. Die Politik wurde in diesem Augenblick zur Nebensache. Ohne Wortmeldungen wurde der Haushalt, der ansonsten immer einen Ansatzpunkt für Diskussionen bietet, einstimmig beschlossen. Im Grundsatz war man sich über das Zahlenwerk von Kreiskämmerer Walter Reisinger ohnehin einig. Vergangene Woche votierten bereits alle Mitglieder des Kreisausschusses mit „Ja“. Mit 120,637 Millionen Euro wird es der bislang größte Kreishaushalt werden. Dabei ist es durch die um rund 12 Prozent gestiegene Umlagekraft nicht erforderlich, Darlehen aufzunehmen. Auch die Kreisumlage kann mit 45 Prozentpunkten stabil gehalten werden. Mit 5,9 Millionen Euro Rücklagen bei Ausständen von 5,5 Millionen zum Jahresende hin kann man von einem schuldenfreien Landkreis sprechen. „Es ist sehr kommunalfreundlicher Haushalt“, so Westner.

Doch so gut die Zahlen am Ende des Tages waren, wurden sie zur reinen Nebensachen. Vielmehr stand der schwere Unfall von Martin Wolf im Zentrum. „Wir waren alle geschockt, als uns die Nachricht erreichte“, erklärte CSU-Kreisvorstand Karl Straub am Rande der Kreistagssitzung. In den kommenden Tagen wolle man, so Straub weiter, aus Respekt vor dem Amtsinhaber und seiner Familie deshalb auch auf alle Wahlkampfveranstaltungen verzichten. Auch die Grünen und die Liberalen werden bis auf Weiteres keinen Wahlkampf machen. „Wir können alle nur hoffen und beten, dass sich Landrat Martin Wolf von seinen schweren Verletzungen erholen wird“, so Kerstin Schnapp (Grüne). Wie es aber aktuell im Hinblick auf die kommende Landratswahl am 7. Mai weitergehen wird, das vermochte zu diesem Zeitpunkt noch niemand zu sagen. „Aus Rücksicht vor der Familie erbitten wir uns die nötige Zeit“, so Straub. „Wir hoffen jedoch, dass sich Martin Wolf von seinen schweren Verletzungen wieder erholen wird und dann die Amtsgeschäfte weiterführen kann.“
 

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