Dem demographischen Wandel mit Kreativität begegnen
(Geisenfeld, ls)„Wir reden immer von Inklusion, aber wir müssen auch mal tätig werden!“ Beim Kamingespräch der Grünen fand Landratskandidat Norbert Ettenhuber sehr deutliche Worte, und das nicht nur für seine Mitbewerber. Für ihn ist der demographische Wandel keine leere Hülse mehr, sondern eine Entwicklung mit viel Explosionspotential. Ettenhuber will der Sache als Landrat mit grüneren und vor allem generationsübergreifenden Konzepten begegnen.
An erster Stelle steht für den Baar-Ebenhausener hier die Idee des rollenden Supermarktes. Von Gegenkandidaten Franz Niedermayr (FDP) wurde dieses Projekt sehr kritisch gesehen, in seinen Augen ist es nicht finanzierbar. Ettenhuber hielt gestern dagegen: „In erster Linie muss der Bedarf ermittelt werden. Wenn das klar ist, dann kann sich das auch wunderbar entwickeln, zum Beispiel über eine Anschubfinanzierung mit dem LEADER-Projekt.“
Dabei erfinden die Grünen hier das Rad nicht neu. Rollende Supermärkte gibt es schon seit einigen Jahren, in ruralen Gebieten sind sie sogar sehr beliebt. Etwa 1800 fahrende Supermärkte rollen durch das Bundesgebiet, zu den Stammkunden gehören vor allem Senioren und Menschen, die in ihrer Bewegung eingeschränkt sind. Pfaffenhofen als Flächenlandkreis könnte laut Ettenhuber von diesem Konzept enorm profitieren. „So etwas kann sich zum sozialen Treffpunkt entwickeln, wo man auch mal Informationen austauschen kann“, so Ettenhuber.
Er sieht für ein solches Projekt neben dem Gedanken der Inklusion viele weitere Vorteile. Einiges davon erinnert dabei sehr an Nico Paechs Ansatz der Postwachstumsökonomie. Der Volkswirt und Professor der Universität Oldenburg sieht die Lösung für die ökologische Krise der Welt in kleinteiligeren Versorgungstrukturen. Auch Ettenhuber würde für den rollenden Supermarkt eine verstärkte Zusammenarbeit mit örtlichen Bauern und Lebensmittelproduzenten vorsehen - frei nach Nico Paech: „Sozial stabil sind nur Versorgungsstrukturen mit geringer Distanz zwischen Verbrauch und Produktion.“ Lokale Wertschöpfungsketten kämen dann auch der wirtschaftlichen Entwicklung vor Ort zu Gute und würden vor allem ein grünes Thema stark bedienen – weniger Abgase und weniger Verkehr, weil weniger Menschen zum Supermarkt fahren müssen.
Auch dem Druck auf die Wohnflächen kann der Landkreis laut Ettenhuber mit relativ einfachen Mitteln begegnen, wo sich Inklusion ebenso gut verwirklichen lässt. „Es gibt so viele Einfamilienhäuser in der Region. Im Alter wird die Instandhaltung, vor allem wenn man nur noch alleine oder zu zweit ist, schwierig“, meint Ettenhuber. Sein Vorschlag: Der Landkreis sollte den Menschen eine Plattform bieten, wo sie ungenutzten Wohnraum anbieten können. Die neuen Mieter könnten vergünstigt dort wohnen, wenn sie sich bereit erklären, bei der Instandhaltung unterstützend tätig zu sein – eine Wiederbelebung der Nachbarschaftshilfen, wenn man so will.
Auch wenn es ein gemütliches Kamingespräch war, Ettenhuber sparte nicht mit Kritik, und das für alle politischen Lager. „Seit Jahren fordern die Grünen einen besseren Ausbau der Radwegenetze und sauberere Energie. Zur Wahl springen die anderen dann immer auf das Radl auf“, so der Landratskandidat. Sein Fazit: „Viele regierende Parteien laufen den Forderungen der Grünen schon seit Jahren hinterher.“
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