War der Luther-Wirt protestantisch?
Bei der Sonderstadtführung „Landsknechte, Hexen und Badegäste – Pfaffenhofen in der Reformationszeit“ wollte Stadtführer Frieder Leipold diese und andere Fragen klären, so auch die Frage, wie es sich in Pfaffenhofen zur Zeit Luthers vor 500 Jahren lebte, wie die Stadt zur Reformationszeit aussah, ob es Hinweise in der Stadtpfarrkirche auf Lutheraner gibt und ob Luther bei seiner Italienreise hier eventuell übernachtete.
die Damen hören Frieder Leipold gespannt zu
Gut 25 Gäste hatten sich vor der Rathaustür versammelt, darunter auch einige Pfaffenhofener Bürger. Da zur gleichen Zeit über den Hauptplatz eine Slackline in 40 Metern Höhe für die Vorbereitung des geplanten Weltrekords am folgenden Sonntag gespannt war, erinnerte Frieder Leipold an Till Eulenspiegel, dessen Streiche auch um die Zeit Luthers veröffentlicht wurden und der bei seinem Seiltanz von allen Menschen unter ihm den linken Schuh erbat, um sie alle auf einmal wieder herunter zu werfen und dadurch ein Chaos auslöste. Die Zeit Luthers war ohnehin eine Zeit des großen Umbruchs, so wurde 1492 Amerika durch Kolumbus entdeckt, also 25 Jahre vor Luthers 95 Thesen. Auch der Buchdruck von Gutenberg war mit gut 50 Jahren noch recht neu und Luther nutzte diese Möglichkeit, seine Texte zu verbreiten.
Frieder Leipold führte die Gäste in das frühere „Rotlichviertel“ Pfaffenhofens, in die Gegend des Platzls, denn hier war zu Luthers Zeiten das frühere herzogliche Badehaus, in dem es recht freizügig zugegangen sein muss. Durch Luthers Veröffentlichungen veränderte sich auch die Moral im Land, auch wenn Bayern zu der Zeit absolut katholisch war, doch die Einflüsse waren trotzdem zu spüren. Da die Landesherren die Religion ihrer Bürger bestimmen konnten, wollten sie auch verhindern, dass sie sich in Gegenden begaben, in denen sie den fremden Glauben kennenlernen konnten – das schränkte automatisch die Reisefreiheit ein. Und wenn früher ein Studium in Italien möglich war, so war durch die Beschränkungen nur noch ein Studium in Bayern möglich, was die Universität Ingolstadt stärkte (gegründet 1472). Dadurch entwickelte sich Bayern durch Johannes Eck aus der Universität Ingolstadt dann auch zu einem Zentrum der Gegenreformation.
Die Stadtpfarrkirche war sicher nie eine evangelische Kirche, doch die Bänke darin, waren ein Zeichen lutheranischen Gedankenguts; die katholischen Gläubigen standen früher, während Luther den Gläubigen Sitzbänke erlaubte. Auch Epitaphe in der Kirche wiesen in gewisser Weise auf lutheranisches Gedankengut hin, denn die Formulierung, dass man dem Toten eine „fröhliche“ Auferstehung wünschte, entstammte lutheranischem Gedankengut.
Von der Stadtpfarrkirche ging es an der Franziskaner Kirche vorbei in die hintere Löwenstraße, die früher Amtmannstraße hieß, da dort der gräfliche Amtmann residierte, der die Gefängnisgewalt hatte. Und an der Ecke Löwenstraße/Ingolstädterstraße steht die frühere Lutherwirtschaft (jetzt Eisdiele), doch hat dieser Namen nichts mit Luther zu tun, es war mehr das Lotterhaus und Lotter waren Sitzgelegenheiten, auf denen man auch schlafen konnte, wenn man kein Geld für ein Bett auf der Reise hatte – daher auch der Begriff „Lotterleben“. Luther hieß anfangs auch nicht so, sondern eher Luder, Loder, Lauther oder Lutter. Man vermutet dass er seinen Namen vom Griechischen Eleutherius (der Freie) abgleitet hatte und das „th“ im Namen war zu seiner Zeit modern. Und wer glaubte, zu Luthers Zeit hätte es Hexenverfolgung gegeben, wurde von Frieder Leipold enttäuscht – das war eher im Mittelalter, aber nicht mehr zu Luthers Zeit.
Einblick in das Innere des Hungerturms
Da es in Pfaffenhofen früher viele Brauereien gab, endete die Stadtführung am Pfänderturm, oder auch Hungerturm genannt in den Menschen in Beugehaft genommen wurden, die ihre Schulden nicht zahlen wollten – verhungert ist darin niemand. Unf für eine Bierstadt gehört sich zum Abschluss eine Bierverkostung mit Urbanus- und Müllerbräu Bier und Bockbier vom Kloster Scheyern.
Bierprobe
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